Masterclass-Wochenende Palligrafie & Praxisbegleitung
Das Leben würdigen und dem Sterben Worte schenken
Nach mehr als fünf Jahren „Story Care“ auf Hamburger Palliativstationen und in Hospizen, bin ich nun an dem Punkt angekommen, meine Erfahrungen und (Er)Kenntnisse in der Biografiearbeit mit sterbenden Menschen an andere weiterzugeben. Und während Story Care der Dachbegriff meiner Tätigkeit bleibt, nenne ich das dabei entstehende Booklet bereits seit einiger Zeit „Palligrafie“, ein Wortspiel aus „Palliativ“ und „Biografie“, angelehnt an die Kalligrafie, die Kunst des schönen Schreibens.
Die Palligrafie basiert auf Elementen der „Würdezentrierten Therapie“ (Dignity Therapy) nach Professor Harvey Chochinov, die ich in narrative Strukturen übersetzt habe. Dabei nutze ich die verbindende Kraft archetypischer Erzählmuster und die sanfte Magie des klassischen Storytellings, um rote Fäden in bunten Leben aufzuspüren und um Menschen in der existenziellsten Phase ihres Lebens dabei zu helfen, in Übereinstimmung mit sich selbst zu sterben. Ein leiser, in meinem Erleben nach aber so wichtiger Aspekt, der in der gerade so lauten Diskussion um „selbstbestimmtes Sterben“ noch mehr Beachtung finden darf.
Immer wieder durfte ich in den vergangenen Jahren beobachten, wie sich mithilfe der Palligrafie die unterschiedlichsten Lebenskreise friedlich schließen durften. Dabei hat sich für die teilnehmenden Patient*innen und Hospizgäste vor allem die Möglichkeit, auch die schwierigen, herausfordernden und traurigen Momente im Leben und Sterben zu teilen, bezeugen und somit auch würdigen zu lassen, als besonders hilfreich erwiesen.
Es ist eine Sache, über all die Dinge im Leben zu sprechen, die gut gelaufen sind, aber es braucht Mut, Vertrauen, Achtsamkeit und Offenheit auf beiden Seiten, im Dialog auch die Wahrheiten des Lebens an- und auszusprechen, die im Alltag immer noch so viele Menschen sprachlos machen.
Es geht in der Palligrafie-Arbeit daher auch darum, Worte für das scheinbar Unsagbare zu finden. Das kann helfen, ein größeres Bewusstsein für die persönliche Abschieds-Situation zu schaffen, aber jede Palligrafie ist auch ein kleiner, sehr wertvoller Beitrag für einen offeneren Umgang mit Sterben und Tod in unserer Gesellschaft. Ich bin all meinen Gesprächspartner*innen der vergangenen Jahre so dankbar, dass sie bereit waren, mir im Angesicht des Todes ihre Geschichten zu erzählen.
Sie haben damit nicht nur ihren Liebsten ein wertvolles Andenken hinterlassen, sondern auch mir ein großes Geschenk gemacht, denn ich durfte an jedem Menschen lernen und wachsen, und meinen Ansatz immer weiter verfeinern.
Nun möchte ich das Gelernte an euch weitergeben, am Masterclass Wochenende Palligrafie, am 09. & 10.11. 2024, gefolgt von einer durch Online-Terminen begleiteten Praxisphase.
Die Termine für das Frühjahr 2025 werden Mitte November hier verröffentlicht.
An dem Präsenzwochenende in Buxtehude werden wir uns mit folgenden Themen beschäftigen:
- Herleitung Würdemodell und Entwicklung der Würde-Therapie nach Chochinov
- Archetypische Erzählmuster und -strukturen
- Wirkungsweise traditionellen Storytellings; Einflussnahme auf die Hormonkonstellation und auf das autonome Nervensystem
- Narrative Medizin im palliativen Kontext
- Salutogenese in der Palliativsituation (Gastsprecherin Stefanie Schwarz)
- Vorstellung des Palligrafie-Fragebogens
- Analyse mehrerer echter Fallbeispiele
- Selbsterfahrung mittels Partnerübung
- Rolle des/der Palligraf*in: High Involvement, Low Attachement
- Vermittlung des technischen Rüstzeugs zur Durchführung der Palligrafie
Im Anschluss starten wir in eine mehrwöchige Praxisphase, in der ihr selbstständig in eurem beruflichen oder privaten Umfeld eine Palligrafie durchführen und gestalten werdet. Am 14. Dezember 2024 und am 01. Februar 2025 treffen wir uns dann zu einer jeweils circa dreistündigen Online-Gruppen-Supervision am Nachmittag, um eure „Gesellenstücke“ vorzustellen und zu besprechen. Die Einreichung einer eigenen Palligrafie und die Teilnahme an mindestens einem Online-Treffen ist die Voraussetzung, die Masterclass mit Zertifikat abzuschließen und anschließend den geschützten Namen „Palligrafie“ benutzen zu dürfen.
Das Präsenzseminar findet in dem wunderschönen Räumen des Aurum Cordis, Kompetenzzentrum für Hochsensibilität, in Buxtehude statt – vor den Toren Hamburgs und am Rand des „Alten Landes“. Vor fast einem Jahrzehnt habe ich dort wahrhaftig zu mir selbst gefunden und die Stärken und Ressourcen in mir entdeckt, die mich und mein Gegenüber in meiner Arbeit mit palliativ erkrankten Menschen immer wieder aufs Neue tragen. Und da ich es mag, wenn Kreise sich schließen, lag es auf der Hand, dass ich dort meine erste eigene Masterclass geben möchte. Buxtehude ist von Hamburg aus mit der S-Bahn (Linie S3) gut erreichbar, und das Aurum Cordis liegt nur wenige Gehminuten von der S-Bahn Station entfernt. Wer von weiter weg anreist, findet in der Nähe nicht nur Restaurants und Cafés, sondern auch Übernachtunsgsmöglichkeiten über booking.com oder Airbnb.
Die Online-Treffen werden über Zoom stattfinden.
Termine und Kosten
Kennenlernen (Online)
Dienstag, 05.11.2024, 18.30 – 20.30 Uhr
Masterclass Wochenende (Präsenz)
Samstag, 09.11. 2024, 10 – 19 Uhr
Sonntag, 10.11.2024, 9.30 – 17 Uhr
Gruppen-Supervision (Online)
Samstag, 14.12.2024, 13.30 – 17 Uhr
Samstag, 01.02.2025, 13.30 – 17 Uhr
Die Uhr-Zeiten der Online-Termine sind noch nicht in Stein gemeißelt und können bei Bedarf und je nach Teilnehmerzahl bzw. Anzahl der vorgestellten Fälle angepasst werden.
Kosten: insgesamt 480 Euro
Zugangsvoraussetzungen: Mir ist wichtig, dass alle Teilnehmenden eine reelle
Chance haben, nach erfolgreicher Teilnahme am Kurs auch wirklich in die Praxis
zu kommen. Dafür ist es hilfreich, bereits an eine Einrichtung, einen Dienst oder
eine Organisation angebunden zu sein, die Menschen mit palliativen
Erkrankungen versorgen.
Aus demselben Grund nehme ich bevorzugt Interessierte in die Masterclass auf,
die bereits Vorerfahrungen mit palliativ erkrankten Menschen haben, über das
eigene familiäre Umfeld hinaus – z.B. Pflegekräfte, Psychotherapeut*innen oder Psychoonkolog*innen, Ergotherapeut*innen, Kunst- oder Musiktherapeut*innen,
Sozialarbeitende, Heilpraktiker*innen, Betreuungsassistent*innen und natürlich
ausgebildete oder sich in Ausbildung befindende ehrenamtliche
Hospizhelfer*innen mit anderen beruflichen Hintergründen.
Sollte dein Background ein ganzer anderer sein, schreib mir dennoch gern, dann
schauen wir gemeinsam, was bzw. ob etwas aus deiner Teilnahme entstehen
kann.
Journalistische Kenntnisse sind nicht nötig, wichtiger sind die Fähigkeiten,
Menschen in einer existenziellen Situation auf Augenhöhe begegnen zu können
und auch vor schwierigen und traurigen Themen keine Angst zu haben. Aber
keine Sorge, ich unterstütze euch auch dabei. Ein gutes Sprachgefühl und
sichere Textverarbeitungskenntnisse sind in jedem Fall sehr hilfreich.
Wenn du dich für die Teilnahme an der Masterclass Palligrafie anmelden
möchtest, schreibe mir gern ein paar Zeilen zu dir und deinen Beweggründen für
die Kursteilnahme. Ich freue mich sehr darauf, von dir zu hören!