Der erste Hinweis kommt aus dem Team der Palliativstation oder des Hospizes; inzwischen kennen sie meine Arbeit dort so gut, dass sie ein feines Gespür dafür haben, wer besonders von der Anfertigung einer Palligrafie profitieren könnte.
Bei einem ersten Kennenlernen stelle ich dem erkrankten Menschen dann mich und mein Angebot vor. Wenn er oder sie Lust hat, mitzumachen, verabreden wir uns für das Interviewgespräch. Das klingt so formell, aber eigentlich ist das „nur“ ein wahrhaftiges Gespräch zwischen zwei sterblichen Menschen, für das sich keiner von beiden vorbereiten muss. Dieses Gespräch dauert erfahrungsgemäß etwa eine Stunde und wird mittels eines Aufnahmegeräts aufgezeichnet.
Anschließend verschriftliche ich die Erzählung, ordne sie chronologisch oder thematisch und versehe sie mit Überschriften. Ganz wichtig: Ich verändere den Wortlaut nicht, es geht an dieser Stelle nicht darum, ein literarisches Meisterwerk zu schaffen, sondern ein Papier, auf dem die An- und Zugehörigen ihren geliebten Menschen wieder erkennen und sagen: „Ja, genauso hat er/sie immer gesprochen. Typisch!“
Bei unserem nächsten Treffen lese ich diesen Entwurf dann in aller Ruhe vor. Das ist immer ein besonderer Mensch für uns beide, in der sich die ganze Kraft und auch die Magie der Palligrafie entfalten darf. Sollten sich im Anschluss noch Änderungs- oder Ergänzungswünsche ergeben, werde ich diese anschließend einarbeiten.
Bei diesem Termin besprechen wir auch, wie das Titelblatt aussehen soll und wie viele Exemplare gedruckt werden sollen. Auf diese Weise entsteht ein ganz persönliches Schriftstück für Familie oder Freunde, welches ich beim vierten und letzten Termin in gewünschter Anzahl in einer dekorativen Sammelmappe übergebe. Wann und wie der Verfasser das Dokument an seine Liebsten überreichen möchte, entscheidet er oder sie natürlich selbst. Manche entscheiden sich ganz bewusst, noch zu Lebzeiten mit ihren Lieben gemeinsam darin zu lesen, andere möchten, dass diese erst nach ihrem Tod davon erfahren.
In jedem Fall versuche ich immer, das ganze Projekt binnen einer Woche abzuschließen – in dringenden Umständen kann dieser Zeitrahmen auch angepasst werden.
PS: Der Schutz aller persönlichen Daten ist selbstverständlich. Die Audiodatei wird ausschließlich für den vereinbarten Zweck verwendet und nach der Verschriftlichung gelöscht.